Frontbespannung

Frontbespannung als klangformendes Element bei der Lautsprecherbox? Eine Vorstellung welche die meisten Gitarristen – aber auch Bassisten – bis jetzt nicht auf der Platte hatten, denn es ist doch viel schöner über die Vor- und Nachteile des jeweiligen Lieblingslautsprechers zu diskutieren als sich über ein paar Gewebe aus Papier, Stoff oder Nylon auszutauschen.

Aber die Praxis sieht anders aus und zeigt, dass je nach Art der Frontbespannung ein recht großer Einfluss auf den Sound oder besser gesagt auf den Höhenanteil genommen wird. Sogar der Unterschied zwischen Lautsprecher A zu Lautsprecher B ist in vielen Fällen geringer, als der Einfluss der braunen Marshallbespannung im Wechsel zur typischen Fenderbespannung.

Von der Technische Hochschule Regensburg, in Person von Prof. Zollner, wurden im Sommer 2013 freundlicherweise verschiedene Messungen durchgeführt, die diesen Einfluss verdeutlichen und grafisch darstellen, wodurch er auch transparenter und nachvollziehbarer wird. Als Lautsprecher diente ein Celestion G12-H, rückmontiert, mit der jeweiligen Bespannung davor. Gemessen wurde mit einem Messmikrofon B&K 4165 im reflexionsarmen Raum.

Wie man an den Abbildungen gut erkennen kann „schluckt“ die dicke Basketweave-Bespannung, wie sie bei Marshall als Cane und Salt&Pepper, bei HiWatt als Black&White oder bei uns als Black Cane und Gray&Black zu finden ist, die meisten Höhen. Die Fender-Bespannung verhält sich hingegen sehr neutral und hat kaum Einfluss.

Messung 01

Messung 04 Fender

Die dünnere schwarze Bespannung (GC-MA-BL) zeigt wieder einen etwas grösseren Einfluss als die Fenderbespannung und die schwarz BlackCheck Bespannung (GC-TT-BLCK) liegt dazwischen. Auch wenn diese deutlich dicker ist als die Fender Bespannung so ist der Einfluss doch nicht so gross wie man erwarten würde.

Messung 03 Marshallblack

Messung 02 Blackjack

Überraschenderweise hat aber auch die doch recht dünne VOX-Bespannung einen deutlichen Einfluss wie man im Meßergebnis sehen kann.

Messung 05 Vox

Und wenn die Bassisten jetzt denken: „Ist mir egal, ich habe Gitter vor den Töpfen“, dann werden sie sicherlich über die Messung mit dem 12" Metallgitter doch etwas überrascht sein. Auch dies nimmt deutlich Einfluss.

Messung 06 12Gitter

Und um die ganzen Meßergebnisse etwas besser einordnen zu können, wurden noch Vergleichsmessungen mit einer Holzleiste vor dem Lautsprecher gemacht, wie es bei VOX auf zu finden ist und mit dem berühmten Handtuch über der Box.

Messung 07 Holzleiste

Messung 08 Handtuch

Was bedeuten diese Messergebnisse?
Wie sind sie zu bewerten?

Die Messergebnisse dürfen natürlich nicht überbewertet werden, zumal der Frequenzbereich in dem bei den Messungen das „meiste passiert“ für Gitarre eher uninteressant ist. Beachtet werden sollte der Bereich um die 1 bis 2 kHz, da dieser vielen Lautsprechern die typische Note verleiht. Erfolgt eine zu starke Bedämpfung der Höhen so klingt es doch sehr schnell sehr deutlich verhangen. Verschärft wird die Situation zusätzlich durch einen in den Höhen etwas gedrosselten Lautsprecher.

Wenn man bei seiner Box also den Eindruck hat dass Höhen fehlen, dann sollte man nicht nur rein auf den Lautsprecher achten sondern auch mal schauen, was davor angebracht ist. Auf der anderen Seite kann man schon bei der Auswahl der Box und Lautsprecher Rücksicht nehmen und einen mittigen Lautsprecher nicht unbedingt hinter eine der Basketweave-Bespannungen setzen.

Anmerkung:
Auch wenn der Eindruck entsteht, dass die Bespannung die Höhen absorbiert so ist dies nicht korrekt. Physikalisch richtig findet keine Absorption sondern eine Reflexion statt, sprich die Schallwellen werden von den Geweben einfach wieder zurück geworfen.